Hauptströmungen der Evolutionsgeschichte
Theorien zum Ursprung der Lebens finden sich bereits in den Schöpfungsmythen der verschiedensten Kulturen wieder.
Die wichtigsten Ideen, die zum Teil Wegbereiter der heutigen Theorien darstellen, sollen im folgenden kurz beleuchtet werden:
Antike
Im 6. Jahrhundert vor Christus ging Thales von Milet davon aus, dass das Wasser der Ursprung aller Dinge sei und versuchte damit eine nicht-mytologische Erklärung über die Entstehung des Lebens zu geben. Heute wissen wir, dass dieser Ansatz gar nicht so falsch war, denn ohne Wasser wäre kein Leben möglich.
Aristoteles (384–322 v. Chr.),
Aristoteles (Quelle: www.faz.net) |
Lukrez
(im 1. Jahrhundert v. Chr.)
hingegen beschreibt in De rerum natura das Prinzip der ständigen Veränderung der Natur, das Aussterben, sowie die Natürlichen Auslese und die Notwendigkeit der Anpassung an die Umwelt als Voraussetzung für das Fortbestehen der Arten. Diese Theorien wurde später von Darwin ausführlich beschrieben und bilden bis heute die Grundlage der moderen Ervolutionsbiologie.
Weltreligionen, wie das antike Christentum, ebenso wie das Judentum und der Islam, beinhalteten die aristotelische Lehre von der Konstanz der Arten, stellte aber zudem das Dogma auf, dass die Arten nicht auf natürliche Weise entstanden sind, sondern in einem Schöpfungsakt durch Gott.
Auffassungen, die den Ursprung des Universums, des Lebens und letztendlich den Ursprung des Menschen auf den unmittelbaren Eingriff eines Schöpfergottes zurück führen, werden als Kreationismus zusammengefasst. Er entstand im 19. Jahrhundert als Widerstand gegen das Postulat eines hohen Erdalters und die darwinsche Evolutionstheorie. Heute richtet sich der Widerstand gegen die moderne Naturwissenschaft und den Atheismus.
Seine größte Bedeutung hat der Kreationismus in den christlich-fundamentalistischen und evangelikalen Richtungen in den USA. Dort hat er unter Wählern der konservativen Republikaner viele Anhänger, die sogenannte religiöse Rechte.
Sie sprechen sich dafür aus, den Kreationismus zum Inhalt des
Biologieunterrichts an Schulen zu machen. Da die US-amerikanische
Verfassung jedoch ein Verbot religiöser Inhalte im Schulunterricht
enthält und auch keinen gesonderten Religionsunterricht vorsieht,
behaupten sie, der Kreationismus lasse sich als wissenschaftliche
Theorie vertreten und könne folglich ohne Konflikt mit der Verfassung
unterrichtet werden. Gerichte haben jedoch in letzter Instanz stets
gegen diese Ansicht geurteilt. In seinen verschiedenen Formen changiert
der Kreationismus zwischen Religionslehre und Pseudowissenschaft.
(Quelle: Wikipedia)
(Quelle: Wikipedia)
Auch wenn der Kreationismus in Deutschland kaum in der Öffentlichkeit
präsent ist und seine Ideen belächelt werden: In einem Teil der
evangelikalen Bewegung und in den meisten Freikirchen in Deutschland
gehört der Kreationismus inzwischen zur Weltdeutung. Hier hält man es
für selbstverständlich, dass die Bibel Recht und die Naturwissenschaft
Unrecht hat.
Die wichtigste kreationistische Organisation im
deutschen Sprachraum ist die 1979 von Theodor Ellinger und Horst W. Beck
gegründete Studiengemeinschaft "Wort und Wissen" mit Sitz in
Baiersbronn. Im freikirchlichen Raum hat sie sich als Autorität für die
Ablehnung der Evolutionstheorie etabliert. Ein Kreis von mehreren
tausend Personen unterstützen "Wort und Wissen", und sie ist vermutlich
die personell und wissenschaftlich am besten ausgestattete
kreationistische Organisation in Europa (Quelle: www.planet-wissen.de).
In der Schweiz setzt sich der Verein «Pro Genesis» für die Verbreitung
des Kreationismus ein (Quelle: www.nzz.ch).
Michelangelo: Die Erschaffung des Menschen, Sixtinische Kapelle Rom |
Weiterführende, interessante Links:
Spiegel 2005: Kreationismus in den USA
Biologie-Schule - Kreationismus
Planet Schule - Evolution und Kreationismus
Jean-Baptiste de Lamarck
* 1. August 1744, † 28. Dezember 1829
Jean-Baptiste de Lamarck |
Der Botaniker und Zoologe Jean-Baptiste Lamarck entwickelte Anfang des 19. Jahrhunderts, also noch lange vor
Charles Darwin, eine eigene Evolutionstheorie. Die Theorie, die heute unter dem Begriff des "Lamarckismus" gebräuchlich ist,
geht von der Grundannahme aus, dass Tiere ihre Eigenschaften, die sie im Laufe ihres Lebens erworben haben, an ihre Nachkommen
weitervererben können. Lamarck begründete seine Auffassung mit den Umweltbedingungen, die in den Tieren quasi ein inneres
Bedürfnis zur Anpassung auslösen.
Das häufigste Beispiel um die Theorie von Lamarck anschaulich zu machen,
ist die Entwicklung des Halses der Giraffe.
Der Lebensraum der Giraffe in den afrikanischen Steppen ist trocken und
das Angebot nach pflanzlicher Nahrung begrenzt.
Über Generationen hinweg musste sich die Giraffe nach Nahrung in höhergelegenden Bereichen der Bäume strecken, wodurch
sich die Länge des Halses verlängerte. Von Generation zu Generation
vererbten die Giraffen - dieser Theorie nach- so ihre neu erworbene Halslänge weiter.
Das Schema dazu sähe so aus:
Bedürfnis der Lebewesen sich anzupassen -> Gebrauch von Organen führt zur stärkeren Ausbildung -> erworbene Merkmale werden weitervererbt.
Aus der heutigen Sicht ist der Lamarckismus widerlegt, weil sich demnach das Erbgut verändern müsste. Dies ist aber nicht der Fall, da die Gene sich durch den Gebrauch bzw. Nichtgebrauch von Organen nicht verändern.
Das Schema dazu sähe so aus:
Bedürfnis der Lebewesen sich anzupassen -> Gebrauch von Organen führt zur stärkeren Ausbildung -> erworbene Merkmale werden weitervererbt.
Aus der heutigen Sicht ist der Lamarckismus widerlegt, weil sich demnach das Erbgut verändern müsste. Dies ist aber nicht der Fall, da die Gene sich durch den Gebrauch bzw. Nichtgebrauch von Organen nicht verändern.
(Quelle: www.biologie-schule.de)
Charles Robert Darwin
* 12. Februar 1809, † 19. April 1882Charles Darwin |
Darwins Theorie besteht aus mehreren Annahmen:
- Reproduktion: Individuen einer Population erzeugen immer mehr Nachkommen, als zu ihrer Arterhaltung eigentlich notwendig wären.
- Variation: Die einzelnen Individuen in einer Population sind nie gleich. Sie unterscheiden sich in mehreren Merkmalen.
- Selektion: Diejenigen Individuen die zufällig für die vorhandenen Umweltbedingungen besser angepasst sind als andere, haben einen Selektionsvorteil und überleben häufiger. Dadurch können sie ihre Gene (also auch ihre Merkmale) häufiger in die nächste Generation miteinbringen, als Individuen, die nicht so gut angepasst sind.
- Vererbung: Variationen in den Merkmalen sind zu einem gewissen Teil vererbbar.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass es durch Selektion langfristig zu einer natürlichen Auslese der Individuen einer Art kommt, die durch Zufall besser angepasst sind als ihre Artgenossen. Dadurch ändern sich die Merkmale einer Art über viele Generationen hinweg.
Darwin erkannte zwar das zufällige Auftreten neuer Merkmale innerhalb der jeweiligen Arten, konnte aber nicht begründen, woher diese Veränderung kommt. Erst die Genetik im 20. Jahrhunderts konnte diese zufällige Veränderung der Merkmale durch Rekombination und Mutation erklären und Darwins Theorie wissenschaftlich bestätigen. Heutzutage dient Darwins Theorie als Grundlage für die Synthetische Theorie der Evolution.
(Quelle: www.biologie-schule.de)
Carl von Linné
* 23. Mai 1707, † 10. Januar 1778Carl von Linné |
Im Jahr 1735 veröffentlichte Linné sein Hauptwerk "Systema naturae", das ihn schnell berühmt
machen sollte. Mit seiner Abhandlung stellte er eine bis dahin nicht
gekannte Systematik der Biologie vor. Er unterteilte die Natur in die
drei Reiche Steine, Pflanzen und Tiere. Zum ersten Mal stellte er
außerdem einen Weg vor, der die Bestimmung sämtlicher Pflanzen nach Zahl
und Anordnung der Staubgefäße und Stempel ermöglichte.
Außerdem führte der Forscher eine neue Namensgebung ein, die so genannte
binäre Nomenklatur. Jedes Tier und jede Pflanze erhielten einen
zweiteiligen lateinischen Namen, mit dem er auch den jeweiligen
Artbegriff festlegte. So bekam das Hundsveilchen zum Beispiel den
wissenschaftlichen Namen Viola canina. Der erste Name steht für die
Gattung, der zweite für die Art (z.B. Homo sapiens, der Mensch). Latein
war damals die Sprache der Gelehrten und sozusagen die überall
verständliche Wissenschaftssprache. Durch eine einheitliche Namensgebung
konnten sich weltweit Forscher verständigen. Sie untersuchten die
Pflanzen ihrer Heimat und konnten ihre Ergebnisse mit denen der Forscher
anderer Länder und Kontinente problemlos vergleichen.
Linné untersuchte, wie sich Pflanzen vermehrten und teilte die Pflanzen nach ihren Geschlechtsorganen ein. Also danach, ob sie Staub- (männliche Blütenteile) oder Fruchtblätter (weibliche Blütenteile) hatten und nach deren Zahl, Verteilung und Anordnung. Mit Hilfe der Staubgefäße bestimmte er die Klasse der Pflanzen. Mit Hilfe der Griffel, also der ebenfalls weiblichen Blütenteile, die Ordnung. Noch heute gilt dieses System als Grundlage für die systematische Betrachtung von Pflanzen. Außerdem führte er die biologischen Zeichen für weiblich und männlich ein.
Linnésche Klassifikation: weiblich, männlich
|
Im Jahre 1766 reihte er erstmals auch den
Menschen unter der Bezeichnung Homo sapiens zusammen mit Schimpansen und
Orang-Utans in die Ordnung „Herrentiere“ ein und untergliederte die Hauptrassen
des Menschen. Er machte das zu einer Zeit, in der man den Menschen noch als
besondere Schöpfung und abgehoben von allen anderen Lebewesen sah.
Georges de Cuvier
* 23. August 1769, † 13. Mai 1832Georges de Cuvier |
Georges de Cuvier wurde 1769 als Sohn eines
Offiziers und einer Hausfrau in der ostfranzösischen Stadt Montbéliard geboren.
Schon früh begann er sich für botanische- und zoologische Themen zu
interessieren, studierte aber dennoch in Stuttgart mit juristischem und
wirtschaftlichem Schwerpunkt. Während seiner langjährigen Zeit als Privatlehrer
intensivierte er seine Arbeit mit biologischen Themen, insbesondere der
vergleichenden Anatomie von marinen Lebewesen. Mit mehreren wissenschaftlichen
Abhandlungen erarbeitete sich Cuvier auch ohne biologisches Studium ein hohes
Ansehen in Frankreich. 1800 wurde er zum Professor der Zoologie ernannt. Durch
seine akribische und genaue Forschung in Bezug auf die Ausgrabung fossiler
Lebewesen und ihrer zeitlichen Einordnung (Stratigraphie) gilt Cuvier heute als
Begründer der Paläontologie.
Cuvier prägte die sogenannte Katastrophentheorie. Bei seinen geologischen Ausgrabungen in Frankreich
stieß er auf zahlreiche Fossilien. Je älter die Funde waren, desto mehr
unterschieden sie sich von den rezenten, also noch lebenden, Arten. So nahm er
an, der Artenwechsel sei auf einzelne Überschwemmungskatastrophen
zurückzuführen. Jede dieser Katastrophen sorgte für das Aussterben vieler
regionaler Arten. Mit der Zeit wanderten aus anderen Bereichen der Erde dann
wieder neue Arten ein und veränderten somit das regionale Artenbild.
Zwischen den Schichten mit verschiedenen Arten fand er immer wieder marines
Sedimentgestein mit fossilen Schneckenarten (Mollusken). Daraus schloss er
fälschlicherweise, dass es durch Überflutungen zu einem abrupten Artensterben
gekommen sein musste.
Eine weitere (irrtümliche) Annahme Cuviers ist die Artkonstanz, welche in ähnlicher Form auch vom
schwedischen Naturforscher Carl von Linné vertreten wurde. Nach diesem
Paradigma wird jegliche Form der Entwicklung abgelehnt, und von einer Unveränderlichkeit der Tier- und Pflanzenarten ausgegangen. Arten stammen
demnach nicht voneinander ab, sondern sind ihrer Gestalt schon über die gesamte
Erdzeitgeschichte existent gewesen.
Die Katastrophentheorie selbst ist zum Teil mit
der Evolutionstheorie zu vereinbaren. Regionale, als auch globale Katastrophen
verändern in der Tat das Artbild. So wäre die Entwicklung der Säugetiere nie in
dem Maße verlaufen, wenn nicht ein Meteorit auf Yucatán eingeschlagen wäre und
zum Aussterben der Dinosaurierer geführt hätte. Der zentrale Fehlschluss in
Cuviers Theorie stellt aber die Annahme der Artkonstanz dar. Von einer
Unveränderlichkeit der Arten auszugehen, widerspricht der Evolution im Kern. Cuvier
hat die Ursache zur Veränderung des Artbildes in den Katastrophen selbst
gesehen, und nicht in den von den Katastrophen verursachten neuen
Umweltbedingungen. (Quelle: www.biologie-schule.de)
Ernst Heinrich Philipp August Haeckel
* 16. Februar 1834 in Potsdam; † 9. August 1919
Ernst Haeckel war ein deutscher
Zoologe, Philosoph und Freidenker, der die Ideen von Charles Darwin zu einer
speziellen Abstammungslehre ausbaute. Er trug durch seine populären Schriften
sehr zur Verbreitung des Darwinismus in Deutschland bei. Darüber hinaus
erarbeitete er eine ausführliche embryologische Argumentation für die
Evolutionstheorie und formulierte in diesem Zusammenhang das biogenetische Grundgesetz.
Ernst Haeckel war Arzt, später Professor
für vergleichende Anatomie. Er prägte einige heute geläufige Begriffe der
Biologie wie Stamm oder Ökologie. Auch bezeichnete er die Politik als
angewandte Biologie.
Im Rahmen seiner Auseinandersetzungen mit
der Übertragbarkeit rassischer Kategorien auf die gesellschaftliche Entwicklung
des Menschen zählt Haeckel zu den entschiedenen Vertretern einer „eugenischen“ Sozialpolitik. Er
gilt als Wegbereiter der Eugenik und Rassenhygiene, weil er
fortschrittsoptimistisch von der Evolution eine Höherentwicklung und keine
„Degeneration“ erwartete. Nationalsozialistische Ideologen zogen Ausschnitte
seiner Aussagen später als Begründung für ihren Rassismus und Sozialdarwinismus
heran, erklärten gleichzeitig aber wesentliche Teile von Haeckels Weltbild als
unvereinbar mit der völkisch-biologistischen Sichtweise des
Nationalsozialismus. (Quelle: Wikipedia)
Besonders bekannt wurde Ernst Haeckel auch durch seine beeindruckenden künstlerischen Darstellungen natürlicher Lebensformen: